Direkt zum Inhalt

 

Babyschlaf und Schlafzyklen verstehen

Der Schlaf von Babys unterscheidet sich vom Schlaf Erwachsener. Wenn du die Schlafzyklen deines Kindes kennst, kannst du sein Schlafverhalten besser einschätzen und die Grundlagen für einen gesunden Schlaf schaffen.    
Verfasst von: Genevieve Titov, Expertin für Säuglingsschlaf, Sleep Angel
Überprüft von: Dr. Jonny Taitz, Facharzt für Kinderheilkunde FRACP    
Wenn jemand sagt: "Ich habe geschlafen wie ein Baby", dann meint man damit in der Regel, dass man wirklich gut geschlafen hat. Ganz tief und fest bis zum Morgen. Wenn du aber die Eltern eines Neugeborenen fragst, ist das das genaue Gegenteil davon, wie Babys schlafen. Wenn Babys also nicht wirklich "wie ein Baby schlafen", wie sieht dann ihr Schlaf tatsächlich aus?

Auch wenn jedes Baby einzigartig ist, so steht doch eine generelle Wissenschaft hinter dem Thema Babyschlaf. Wenn du verstehst, was genau passiert, wenn dein Baby schläft, kannst du leichter erkennen, wie du es in seinem Tages- und Nachtschlaf unterstützen kannst. Vielleicht hilft es dir sogar, besser damit umzugehen, dass dein Kleines deinen eigenen Schlaf auf den Kopf stellt.

Zunächst einmal ist zu beachten, dass sich der Schlaf eines Babys vom Schlaf eines Erwachsenen unterscheidet. Ganz gleich, ob dein Baby ein guter Schläfer ist oder ein Kind, das die ganze Nacht Remmidemmi macht - Tatsache ist, dass die Schlafzyklen von Babys anders sind als die unseren. Mit dem Heranwachsen entwickelt sich der Schlaf des Kindes weiter und im Schulalter ähneln ihre Schlafzyklen eher denen von Erwachsenen.   

Schlafzyklen von Neugeborenen    

In den ersten Wochen nach der Geburt schlafen Babys die meiste Zeit des Tages und der Nacht, die meisten ca. 14 bis 20 Stunden pro Tag. Das hört sich für eine Mutter oder einen Vater erstmal fantastisch an, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Stunden nicht in einem einzigen großen Block stattfinden. Neugeborene schlafen in der Regel tagsüber und nachts in kurzen Intervallen von 2-3 Stunden.

Dafür gibt es auch wissenschaftliche Gründe.

Wenn Babys geboren werden, kennen sie den Unterschied zwischen Tag und Nacht nicht. Sie haben gerade Monate im dunklen, kuscheligen Mutterleib verbracht, in dem sie abwechselnd wach waren und schliefen, ohne unseren Tag- und Nachtrhythmus zu kennen. Und wo sie nun endlich auf der Welt sind, müssen ihre kleinen Körperuhren neu eingestellt werden, bis sie irgendwann Tage und Nächte voneinander unterscheiden können.

Und dann ist da noch die Größe des Bauches. Es ist schwer vorstellbar, aber am Tag der Geburt ist der Bauch deines Babys etwa so groß wie eine Murmel (winzig!) und am 10.Tag so groß wie ein Golfball. Dieses winzige Bäuchlein kann nicht viel aufnehmen, deshalb muss er häufiger gefüllt werden. Der repetitive Ablauf von Aufwach- und Fütter-Zeiten rund um die Uhr stellt sicher, dass Babys die für ihr Wachstum und ihre Entwicklung erforderliche Nahrung erhalten. (Denk daran: Um ein gesundes Wachstum deines Babys zu gewährleisten, ist es wichtig, dass du die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei deinem Hausarzt, deiner Hebamme oder deinem Kinderarzt wahrnimmst).

Keine Sorge, diese Phase wird nicht ewig dauern! Wenn dein Baby wächst (in der Regel zwischen der 6. und 8. Woche), wird es lernen, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden, und dadurch seltener aufwachen und nachts längere Schlafintervalle haben.   

Schlafzyklen & Schlaftypen 

Babys wachen in der Nacht auf, weil sie einen eigenen Schlafzyklus haben. Wenn du diesen kennenlernst (und das ist gar nicht so kompliziert wie es sich anhört), wirst du besser verstehen, was vor sich geht, wenn dein Kind schläft, und warum es möglicherweise häufig aufwacht.

Babys, Kleinkinder, Teenager, Erwachsene - wir alle haben Schlafzyklen. Im Laufe einer Nacht besteht unser Schlaf aus mehreren Zyklen, in denen wir verschiedene Schlaftypen und Schlafstadien durchlaufen.

Es gibt 2 Arten von Schlaf:
- REM-Schlaf (Rapid Eye Movement), auch bekannt als aktiver Schlaf
- Non-REM-Schlaf, auch als ruhiger oder tiefer Schlaf bezeichnet

Der Non-REM-Schlaf besteht aus vier Phasen, während es beim REM-Schlaf nur eine Phase gibt.

Der ungestörte, mehrmalige Durchlauf dieser Schlafzyklen und der verschiedenen Schlafstadien ist ein wesentlicher Bestandteil einer wirklich guten Erholung im Schlaf.

Neugeborene haben normalerweise einen Schlafzyklus von etwa 40 Minuten. Das bedeutet, dass dein Baby alle 40 Minuten, in denen es schläft, einen Wechsel zwischen tieferem und leichterem Schlaf durchläuft. Wenn du dein Baby genau beobachtest (oder es im Arm hältst!), kannst du diese leichteren und tieferen Phasen an seinen Bewegungen erkennen.

Ganz junge Babys machen im REM-Schlaf viele Geräusche, weil sie noch keine REM-Schlafparalyse erleben wie Erwachsene. Während des leichteren, aktiven REM-Schlafs wirst du bemerken, dass sich dein Baby beginnt zu bewegen: seine Augenlider flackern, seine Finger und Zehen zucken, die Augen oder der Mund geht auf und wieder zu oder es strampelt mit den Beinen. Ältere Babys lachen sogar manchmal und "üben" ihre motorische Fähigkeiten, z. B. rollen, auf allen Vieren hin und her wippen und sogar sitzen. In diesem leichteren Schlaf können Babys in der Regel leichter geweckt werden, deshalb ist es wichtig, während der gesamten Nacht für eine ideale Schlafumgebung zu sorgen.

Während des ruhigen Tiefschlafs oder Non-REM-Schlafs sind Neugeborene ganz ruhig. Die Atmung ist tief und regelmäßig. Babys können in dieser Zeit trotz Geräusche durchschlafen oder sind in diesem tieferen Schlaf schwerer zu wecken.

Normalerweise durchlaufen Neugeborene während eines Schlafzyklus 5 verschiedene Schlafphasen:
Phase 1: Schläfrigkeit, während der das Baby langsam einschläft.
Phase 2: REM-Schlaf. Dies ist die Phase, in der die Gehirnaktivität ihren Höhepunkt erreicht. Du kannst beobachten, wie die Augenlider deines Babys flackern, wie sich die Augen unter den geschlossenen Lidern bewegen, wie seine Glieder und sein Gesicht zucken, wie es mit den Beinen strampelt und wie es seine Augen öffnet und schließt.
Phase 3: Leichter Schlaf, in dem die Atmung regelmäßiger wird und der Schlaf weniger aktiv ist.
Stufen 4 und 5: Tiefer Non-REM-Schlaf, bei dem die Atmung tief und regelmäßig ist und dein Baby trotz Geräuschen schlafen kann.

Die verschiedenen Schlafphasen zu kennen kann sehr hilfreich sein, um die 4 Grundlagen für einen gesunden Schlaf zu schaffen und dein Baby zu unterstützen, besser und länger zu schlafen.

Man könnte die leichteren Schlafphasen des Babys fast mit dem Aufwachen verwechseln, da das Kind sich bewegt, Geräusche macht und die Augen öffnet und schließt. Wenn du zu früh nach ihm siehst, könntest du es aus Versehen mitten im Schlaf oder zwischen den Schlafzyklen aufwecken. Sobald du hörst, dass dein Baby sich im Bettchen bewegt, solltest du dir bewusst machen, in welcher Schlafphase sich dein Kind befindet, um nicht unnötig herbeizueilen und womöglich den Schlaf zu stören. Wenn du ein wenig wartest, gibst du deinem Kind Zeit, alle Schlafphasen in jedem Zyklus zu durchlaufen, und unterstützt es dabei, sich selbst zu beruhigen und seine Schlafzyklen miteinander zu verbinden. Das führt zu einer besseren Schlafqualität und zu längeren Schlafphasen.

Das Verständnis der Unterschiede in den Schlafphasen kann dir auch helfen, deinen Tag entsprechend mit ruhigeren oder lauteren Aktivitäten zu planen, besonders wenn du noch ein älteres Kind zu Hause hast, das auch Mittagschlaf machen muss. Wenn du die Schlafzyklen deines Babys kennst, weißt du eher, wann es leicht zu wecken ist und wann es einen festen Schlaf hat.    

Wie lange dauert der Schlafzyklus eines Babys?

"Die Schlafzyklen von Babys ändern sich mit zunehmendem Alter. In den ersten Lebenstagen deines Babys beträgt der Schlafzyklus etwa 40 Minuten, die sich gleichmäßig auf Leicht- und Tiefschlaf verteilen. Mit zunehmendem Alter werden unsere Schlafzyklen länger und die Zeit, die wir in leichterem Schlaf verbringen, nimmt ab. Wenn wir erwachsen sind, verbringen wir etwa 20-25% der Nacht im leichten Schlaf (im Vergleich zu etwa 50% als Babys) und unsere Schlafzyklen dauern 90-120 Minuten (im Vergleich zu etwa 40 Minuten als Neugeborene).
Wenn die Schlafzyklen des Babys länger werden, reduzieren sich seine Mittagsschläfchen (da es länger wach bleiben kann). 

Nach der Neugeborenenphase ändert sich die Art und Weise, wie wir einschlafen und die verschiedenen Schlafphasen durchlaufen. Anstatt erst in den leichteren REM-Schlaf und dann in den tieferen Schlaf zu fallen, durchlaufen wir zunächst 4 Phasen des Nicht-REM-Schlafs und dann wieder die leichtere Schlafphase.

Während dein Baby wächst und sich entwickelt, werden sich seine Schlafzyklen ändern und damit auch deine nächtliche Routine. In den ersten 6-8 Wochen fühlst du dich vermutlich ziemlich erschöpft, weil dein Baby dich sehr oft zum Füttern und Wickeln braucht, aber das ist völlig normal und wird nicht ewig dauern. Wenn dein Baby langsam den Unterschied zwischen Tag und Nacht begreift, sein Bäuchlein größer wird und du beginnst, die Grundlagen für einen gesunden Schlaf zu legen, kannst du dich auf längere Nachtschlafphasen freuen, d. h. für Mütter und Väter gibt es auch ein bisschen mehr Schlaf.

Während du dich durch die Welt des Babyschlafs und durch schlaflose Nächte navigierst, solltest du dir ein paar Fakten über die Schlafzyklen und die Schlafphasen merken, die das Baby durchläuft. So kannst du besser erkennen, wann dein Baby deine Hilfe braucht und welche Art von Unterstützung du ihm geben kannst.

Ein schönes Sprichwort über Elternschaft lautet: "Die Nächte sind lang, aber die Jahre sind kurz". Wenn man die gefühlt 27. Nacht in Folge um 4 Uhr morgens aufsteht und versucht, sein Kind wieder zum Schlafen zu bringen, kann es einem so vorkommen, als würden sich diese Tage ewig hinziehen. Du fühlst dich natürlich erschöpft und übermüdet, aber du kannst darauf vertrauen, dass das nicht ewig so bleiben wird. Die schlaflosen Nächte werden ein Ende finden und deine ganze Familie wird wieder gut schlafen können. Atme tief durch und versuche, so viel wie möglich davon zu genießen - du schaffst das.